Marianne Kirchhoff-Kasböck engagiert sich seit über 20 Jahren als Vorsitzende des Ortsvereins Töging für die Menschen vor Ort. Für ihr außerordentliches ehrenamtliches Engagement hat sie auf der Bezirkskonferenz in diesem Jahr die Ehrenmedaille des AWO Bezirksverbands Oberbayern e. V. erhalten. Vom Landkreis Oberbayern wurde sie mit der Bezirksmedaille ausgezeichnet. Als wir Marianne Kirchhoff-Kasböck für diesen Artikel telefonisch sprechen, steht sie kurz vor den Vorbereitungen für den wöchentlichen Seniorennachmittag – einem Angebot, das den Töginger Senior*innen Raum für Gemeinschaft bietet.
„Die Seniorenarbeit ist das Fundament unserer Vereinsarbeit“, erzählt Marianne Kirchhoff-Kasböck. Hier wird gelebt, was manche der Teilnehmenden im Alltag vermissen: Verbundenheit und Zusammenhalt. „Viele Seniorinnen und Senioren, die zu unseren Nachmittagen kommen, haben zu Hause wenig Ansprache und freuen sich, wenn sie einen festen Tag in der Woche haben, an dem sie unter Leute kommen“, berichtet sie.
Ein wöchentlicher Fixpunkt, auf den sich viele freuen
Die Nachmittage sind für viele der Teilnehmenden ein fester Programmpunkt in ihrer Woche und ein Anker in ihrem Alltag. Bis zu 60 Personen sitzen immer donnerstags an den von Marianne Kirchhoff-Kasböck und ihrem Team liebevoll und saisonal dekorierten Tischen zusammen. Die großzügigen Räumlichkeiten stellt die Stadt. Der Tag beginnt meist sportlich mit einer halbstündigen Gymnastikrunde. Gefolgt von Kaffee, Kuchen, Gesprächen und Gesellschaftsspielen. Außerdem hat sich vor vielen Jahren eine Chorgruppe gebildet. Generell gehört das Singen fest zum Programm – manchmal auch mit Gitarren- oder Mundharmonika-Begleitung. „Ein 93-jähriger Teilnehmer bringt regelmäßig seine Mundharmonika mit. Da singen dann alle mit, auch wenn sie sonst vielleicht kaum noch hören können“, erzählt Marianne Kirchhoff-Kasböck. „Die Stimmung ist immer heiter und lustig. Manche unterhalten sich angeregt, manche sind ruhiger und genießen es einfach dabei zu sein und dem Treiben zuzuschauen.“
Jede*r soll sich willkommen fühlen
Eine Herausforderung für Marianne Kirchhoff-Kasböck: Nicht alle Senior*innen kommen leicht aus ihrer Einsamkeit heraus und müssen manchmal erst ermutigt werden. „Diejenigen zu erreichen und zu motivieren, die keine Lust haben oder sich nicht trauen, ist schwierig. Aber wenn wir es schaffen und sie einmal bei uns waren, kommen die allermeisten auch wieder“, so Marianne Kirchhoff-Kasböck. Die Sitzordnung im Raum wird dabei bewusst so gestaltet, dass neue Teilnehmer*innen schnell Anschluss finden. „Wir versuchen, die Neuen am Anfang aufzufangen und sie mit Menschen zusammenzusetzen, mit denen sie Gesprächsthemen teilen.“
Barrierefreiheit ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe
Damit möglichst viele Senior*innen die Möglichkeit haben, an den wöchentlichen Treffen teilzunehmen, bietet der Ortsverein sogar einen Fahrservice für mobil eingeschränkte Personen an. Organisiert wird der Service mit dem Bus des örtlichen Seniorenzentrums. Drei ehrenamtliche Fahrer*innen holen die Senior*innen von zu Hause ab – wenn benötigt auch von der Wohnungstür – und fahren sie am Abend wieder zurück. Vor Ort im Veranstaltungsraum bringt die Teilnehmer*innen dann ein Treppenlift barrierefrei in den ersten Stock. „Unser Treppenlift war lange Zeit kaputt. Wir haben uns sehr dafür eingesetzt und nun endlich einen Neuen bekommen“, berichtet Marianne Kirchhoff-Kasböck. „Seitdem hat die Zahl der über 90-Jährigen bei unseren Treffen auch wieder zugenommen – das ist ein echtes Geschenk.“
Eine Frau der Tat mit großem Herz
Ein Geschenk für Töging ist auch Marianne Kirchhoff-Kasböck selbst. Im Jahr 1995 kam sie aus Niedersachsen der Liebe wegen nach Bayern. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Lehrerin, doch nach der erfolglosen Suche nach einer Anstellung fand sie ihre Berufung in einem ganz anderen Bereich: der Altenpflege. „Ich habe damals dann zum ersten Mal mit Menschen gearbeitet, mit denen ich vorher so keinen Kontakt hatte – das hat mich sehr geprägt“, erzählt sie. Die körperlich wie seelisch herausfordernde Arbeit öffnete ihr nicht nur das Herz, sondern auch die Augen für die Bedürfnisse älterer Menschen. So setzte sie sich auch als Stadträtin und Familienreferentin für die Belange von Familien und der Senior*innen ein.
Vielseitiges Engagement für ihre Mitmenschen
Bis zu ihrer Rente arbeitete sie halbtags im Töginger Seniorenzentrum – doch ans Aufhören dachte sie nie. Als der Bürgermeister sie fragte, ob sie den Vorsitz des AWO-Ortsvereins übernehmen wolle, sagte sie zu. Neben den Seniorennachmittagen, monatlichen Veranstaltungshighlights wie Vorträgen oder Ausflügen, Weihnachts- oder Faschingsfeiern, rief sie beispielsweise auch den Töginger Wohlfahrtsladen ins Leben. Bis vor einigen Jahren organisierte sie gemeinsam mit ihrem Mann zusätzlich mehrtätige Seniorenreisen ins Ausland. Auch wenn ihr das mittlerweile zu viel ist, ist der zeitliche Aufwand ihres Engagements nach wie vor beachtlich. „Da kommen schon einige Stunden zusammen – allein für die Vorbereitung der Seniorennachmittage. Und dann gehören ja auch noch die Verwaltungsaufgaben dazu.“
Heute prägt Marianne Kirchhoff-Kasböck das Verbandsleben noch immer maßgeblich – auch wenn das Ende ihrer Amtszeit langsam näher rückt. Denn trotz aller Freude an der Arbeit möchte Marianne Kirchhoff-Kasböck die Leitung des Verbands nach ihrer aktuellen Amtszeit abgeben – mit dann über 25 Jahren AWO-Engagement im Gepäck. „Ich wünsche mir liebevolle Nachfolger*innen, die das Team weiterführen.“
Bis dahin heißt es für Marianne Kirchhoff-Kasböck und ihr Team weiterhin jeden Donnerstag: planen, einkaufen, dekorieren, nachbereiten. Damit die Seniorennachmittage weiterhin ein Ort des Zusammenhalts, der fröhlichen Gespräche und der zwischenmenschlichen Verbindung für viele Senior*innen in Töging bleiben
Wer sich im Ortsverein Töging engagieren oder an einer Veranstaltung teilnehmen möchte, erreicht Marianne Kirchhoff-Kasböck per E-Mail: kasboeck@gmx.de oder per Telefon: 08631 91585.
Foto © AWO Bezirksverband Oberbayern e.V.: Marianne Kirchhoff-Kasböck (Mitte) bei der Verleihung der Ehrenmedaille des AWO Bezirksverbands Oberbayern e. V. zusammen mit der Vorstandsvorsitzenden Cornelia Emili (links) und der Präsidentin Nicole Schley (rechts)
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